Müller, Wildbiologische Informationen für den Jäger Band 1

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Haarwild – Neuauflage 2018

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Beschreibung

Haarwild

Vorwort des Autors zur vierten Auflage 2018
Seit dem Erscheinen der letzten Auflage ist inzwischen mehr als ein Jahrzehnt vergangen, so dass eine Neuauflage angezeigt war. Dies bot Gelegenheit, wichtige neuere Literatur zu benennen und teilweise auch einzuarbeiten. Vor allem wurden die Verbreitungskarten der einzelnen Arten auf den aktuellen Stand gebracht. Bei einigen von ihnen haben sich die Arealgrenzen mehr oder weniger verändert, was im einen oder anderen Fall auch auf den fortschreitenden Klimawandel zurückzuführen sein mag. Da mittlerweile die Zahl der vom Verfasser morphometrisch untersuchten Wildtiere erheblich zugenommen hat, wird auch der neueste Stand der erhobenen Körpermesswerte bei den betreffenden Wildarten mitgeteilt.
Bei den Angaben zur Bejagbarkeit wird wieder darauf verzichtet, Jagd- und Schonzeiten zu benennen. Dazu sind diese in den einzelnen Staaten – und innerhalb derselben auch in Ländern und Regionen – teilweise unterschiedlich und zunehmend auch Veränderungen unterworfen. Die Jagdzeiten werden in den letzten Jahren – zumindest in Deutschland – offenbar weniger durch neue wildbiologische oder -ökologische Erkenntnisse verändert oder angepasst als zunehmend durch politische, wirtschaftliche oder ideologische Interessen und Einflüsse eingeschränkt oder gar abgeschafft. Deshalb sind im einen oder anderen fallkritische Anmerkungen nötig.
In der Neuauflage soll auch auf ein bei der Beob­achtung von Wildtieren noch zu wenig beachtetes, aber interessantes Phänomen eingegangen werden: die Möglichkeit der individuellen Identifizierung einzelner Tiere anhand gut erkennbarer äußerer Körpermerkmale, die fast bei allen heimischen Wildarten in unterschiedlicher Formen auftreten können. Dabei handelt es sich um bekannte, auffällige, aber selten vorkommende angeborene bzw. vererbte Merkmale z.B. der Fellfarbe wie Schwarzfärbung (z.B. beim Reh oder Wildkaninchen), totale oder partielle Weißfärbung (z.B. beim Reh, Fuchs und Schwarzwild). Daneben gibt es viele «erworbene» Merkmale, etwa infolge von Unfall-Verletzungen im Straßenverkehr, durch Steinschlag oder Lawinen sowie Revier- und Brunftkämpfe (z.B. Kerben im Ohr, gekappte Ohr- oder Schwanzspitzen, einseitige Stangenabbrüche bei Reh- oder Hirschgeweihen). Diese Kennzeichen haben den gleichen «Wiedererkennungswert» wie «künstliche» Markierungen, die in der Wildtierforschung seit langem zum Einsatz gebracht werden, wie farbige Ohrmarken oder Halsbänder mit Codierungen und neuerdings mit Funk- und GPS-Technik, wozu die betreffenden Exemplare meist aufwändig gefangen und immobilisiert werden müssen.
Von all diesen Aspekten wird in einem eigenen, kurzen Kapitel ein Überblick gegeben und bei Bedarf in einzelnen Artkapiteln auf Besonderheiten eingegangen.
Wenn man solche individuellen Kennzeichen im Revier bei Ansitz oder Pirsch beim einen oder anderen Stück Wild entdeckt bzw. wiederkennt, erhöht dies den Erlebniswert des Beobachtens und der Reiz der Jagd. Daneben hilft es, Wildtiere besser kennenzulernen und z.B. mehr über Ortstreue oder Einstandswechel und Wanderungen, Rangordnung oder sozialen Status im Rudel und vieles andere zu erfahren.
Dr. Franz Müller